Vorwort:
Selbstverständlich muss jeder für sich selbst verantworten, ob er es sich zutraut am Fahrwerk herum zu schrauben! Bei dem geringsten Zweifel sollte man die Finger von den Spurstangen lassen - immerhin hängt an ihnen das eigene Leben, das der Mitfahrer und unter Umständen auch das anderer Unbeteiligter!
Aber selbst wenn man sich das Einstellen der Spur nicht selbst zutraut, kann man beim Nachmessen keinen Schaden anrichten. Wenn man dann eine falsche Spureinstellung entlarvt hat, kann man die Korrektur ja in der Werkstatt vornehmen lassen. Gegenüber dem Ignorieren der Spureinstellung erhöht sich damit in jedem Fall die Verkehrssicherheit!
Vorgeschichte:
Ich bin bisher ein einziges Mal zur Fahrwerksvermessung in eine Werkstatt gefahren (die Jungs mit dem gelben "V"). Das war damals ein 08-15 Polo 86c bei dem man außer der Spur der Vorderachse gar nichts einstellen kann. Meine Bitte an die Werkstatt war demnach auch genau das: nach dem Wechsel der Spurstangen wollte ich gern meine Vorderachsspur vermessen und eingestellt haben.
"Das dauert drei Stunden, kommen Sie dann mal wieder!" - Na gut.
Sind zwar außer mir keine anderen Kunden zu sehen, aber dann vertreib ich mir mal so lang die Zeit. Drei Stunden später stand der kleine Polo auch glücklich mit eingestelter Spur vor der Halle.
"Sie sind ADAC-Mitglied? Oh das ist gut, dann bekommen Sie Rabatt! 100€ macht das dann." Wie bitte?!
Na gut, immerhin gabs ein paar tolle bunte Zettel dazu, auf denen Messwerte für Spur, Sturz, Nachlauf, etc. pp. aller Achsen (gut, dass der Polo nur zwei hat...) angegeben waren. Zusammen mit den Hinweisen, dass davon nichts einstellbar sei.
Das Thema "Spur in der Werkstatt einstellen" hatte sich damit dann für mich erst mal erledigt - Und die Erfahrungen anderer Leute mit anderen Werkstätten führte bei mir auch nicht zu dem Verlangen, das nochmals zu versuchen. Bisher habe ich mir dann immer mit den bewährten Hausmitteln beholfen: Laser-Punkte im Radkasten und beim Spurstangenkopf-Wechsel die Umdrehungen zählen. Das hat nur alles den Nachteil, dass es ja eine korrekte Einstellung vorher voraussetzt.
Eine umfangreiche Fahrwerksrenovierung beim Lastesel-35i führte bei mir jetzt aber mal wieder zu der Situation, dass eigentlich eine Fahrwerksvermessung nötig wird. Also schaute ich mich nach Alternativen um. beim 35i gehts eigentlich auch nur um die Spur der Vorderräder. Der Sturz ist laut VW auch nur mit exzentrischen Schrauben zwischen Stoßdämpfer und Radnabe einstellbar. Allerdings lassen sich beide Bauteile schon ein wenig zueinander verschieben - auch mit den normalen Schrauben. Ob es im Querlenker Langlöcher für das Traggelenk wie beim 32B gibt, habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht geschaut.
Für den Sturz fand ich auch recht schnell eine (hoffentlich) praktikable Lösung: einen digitalen Winkelmesser. Ich habe diesen hier in der Bucht bestellt.
Die Messtoleranz liegt angeblich um gut ein Drittel niedriger, als die Toleranz bei der Sturzeinstellung - sollte also mehr als ausreichen.
Bleibt das Problem der Spureinstellung: da bin ich dann mal kreativ geworden Und da wir ja schließlich alle gern Geld sparen, möchte ich euch an meiner Lösung teilhaben lassen. Klar ist die nicht so präzise wie ein optischer Achsmessstand mit Lasern und Science Fiction, aber durchaus vergleichbar zu den Methoden, die zur Bauzeit unserer Autos angewendet wurden (und von einigen kleinen Werkstätten auf dem Land heute auch noch angewendet werden).
Bau einer simplen Spurlehre:
Also, was brauchen wir an Material? Alles was ich hier verlinkt habe, habe ich beim Bauhaus gekauft, aber man wird wohl auch in so ziemlich jedem anderen Baumarkt glücklich.
- zwei ineinander-schiebbare 4-Kant-Rohre zu je ca. 1m. Ich habe diese hier genommen:
- Kantoflex Vierkantrohr 1.000 x 25 x 25 mm, Stärke: 1,5 mm, Kaltgewalzter Stahl - 5,75€
- Kantoflex Vierkantrohr 1.000 x 20 x 20 mm, Stärke: 1,5 mm, Kaltgewalzter Stahl - 4,95€ - ein paar cm. Flachstahl für die Standfüße. Hier kann man auch gut irgendwas recyclen, da günstig habe ich den hier aber einfach auch mitgenommen:
- Kantoflex Flachstahl 1.000 x 20 mm, Stärke: 4 mm, Warmgewalzter Stahl - 2,60€ - je nach Größe und Menge der unterschiedlichen zu vermessenden Felgen ein bisschen Holz für die Adapterstücke, z.B. sowas:
- Holzlatte 200 x 4,8 x 2,4 cm, Fichte/Tanne, Sägerau - 0,64€ - Schrauben, Muttern, Scheiben - habe ich beim Bauhaus als Kiloware mitgenommen - zusammen etwa 6,00€
- 4 x Mutter M10
- 4 x Scheibe M10
- 1 x Schraube M10*20
- 2 x Schraube M10*40
- 1 x Schraube M10*50 - Zur Befestigung der Schublehre braucht man noch etwas Kleinkram:
- 1 x Blechlasche ca. 50*20mm
- 2 x Spax-Schraube 30mm - Außerdem sind zur Durchführung der Messung noch folgende Utensilien erforderlich, die sowieso in keinem Hasuhalt fehlen sollten:
- Wasserwaage
- Schublehre
1) 10er Loch in das größere der beiden Rohre bohren (ca. 2cm von einem Ende entfernt) und M10 Mutter drüber schweißen. Zusammen mit der Schraube M10*20 kann man hier das kleinere Rohr fest klemmen und so die Breite unserer Messvorrichtung an die Spurweite des zu vermessenden Fahrzeugs anpassen. 2) Zwei kurze Stücke des Flachstahls (ca. 3cm - nicht länger, sonst behindern sie beim unterm-Auto-durchschieben) abtrennen und ca. 25cm vom anderen Ende des großen Rohres entfernt als Standfüße anschweißen. Darauf achten, dass sie im Vergleich zur Klemmschraube (oben) unten am Rohr sind 3) M10 Mutter stehend am Ende gegenüber der Klemmschraube oben auf das große Rohr schweißen. 4) Bisher soll das so aussehen (hier alles schon in schwarz lackiert, damit es nicht so arg rostet). 5) An dem kleinen Rohr ebenfalls auf einer Seite stehend eine M10 Mutter anschweißen. -> wegen Bilderlimit weiter im nächsten Beitrag...