VW-Youngtimer hat geschrieben:Ich habe mich aber von der anderen Seite genähert - nach einem 92er Polo und einem 83er Golf 1 wirkte ein Santana GX schon wie großer Luxus. Den Wagen habe ich zwar längst nicht mehr, schwöre aber noch immer auf den 32B als robustes und weitgehend problemloses Alltagsauto - gerade verglichen mit meinen diversen Golf 1 ist er auch das entschieden modernere Fahrzeug. Zwischen einem 83er Golf und einem 83er Passat liegt eben eine ganze Fahrzeuggeneration. Im direkten Vergleich merkt man, wie groß der Ehrgeiz der VW-Ingenieure damals gewesen sein muss, die zweite wassergekühlte Generation wirklich besser zu machen als die erste. Heute geht es ja in erster Linie darum, das Nachfolgemodell billiger zu machen...
Tjaaa... - ich weiß nicht, ich weiß nicht.
Gerade der Umstieg aus einem Santana GX in einen Vorfacelift-Passat ist schon eine reichlich ernüchterne Angelegenheit, weswegen bei mir damals als Passat definitiv nur ein Facelift (und ein Trophy, wegen der "Kaschierung" der riesengroßen Plastik-Stoßstangen durch die Teillackierung) in Frage kam - als Schrägheck, den Variant finde ich nicht so schön.
Im Gegensatz zu Deinen oberen Ausführungen behaupte ich aber jetzt für die
Überarbeitung der zweiten Modellgeneration, daß das 32b-Facelift an allen möglichen Stellen kostenoptimiert wurde - außer bei den Stoßstangen, die waren natürlich teurer als vorher - wobei hier z.B. durch den Entfall des Unterschieds CL/GL optimiert wurde. Auch die Leisten unter den Scheinwerfern und die Kühlergrills wurden einfacher, es wurde nur noch eine Variante produziert, ebenfalls bei den Rückleuchten und Außenspiegeln, wo die Chrom-Varianten entfielen...
Wenn man sich alleine die Einsparung ansieht, die beim meistverkauften Passat-Modell, dem CL, durch die Umstellung von Fensterdichtungen mit manuell in der Fertigung einzulegenen (Alu-)"Chrom"-Leisten auf solche ohne Leisten (Volllgummi, wie praktisch, daß die "Mode" gleichzeitig in Richtung "schwarz" schwenkte - oder erkannten die Hersteller das Sparpotential von "schwarz" anstelle von "chrom"...? ), oder diejenige, die durch den Entfall der aufwendig verchromten Metallradkappen zugunsten der Plastikteile erzielt wurde, dann darf man getrost von einer Abwertung sprechen. Im Innenraum wurden zwar die Türverkleidungen mit Stoff belegt, dieser entspricht im Passat C und Passat CL aber nicht der gleichen (teureren) Stoffqualität wie die Sitze (wie es vorher im Santana LX war), sondern sind ein dünneres Material einfacherer Qualität. Bei allen Passatmodellen entfiel die Schalt- und Verbrauchsanzeige ersatzlos - alleine dies dürfte eine Einsparung im höheren zweistelligen DM-Bereich pro Fahrzeug ergeben haben: Es war keine Fertigungs-Steuerung der Kombiinstrumente nach Getriebevariante mehr nötig, Verkabelung, Relais, Schalter, Druckschläuche fielen weg...
Die wenigen Dinge, die besser wurden, sind schnell aufgezählt - Mittelausströmer für alle Modelle, ein Aufwand, der sich durch den Entfall einer nötigen Steuerung und die hohen Stückzahlen absolut in Grenzen hielt, und die neuen, aufwendigeren Seitenschutzleisten an den Türen, bei denen die Kostensituation ähnlich aussieht. Das Vierspeichenlenkrad im CL statt des alten zweispeichigen wird nicht wirklich teurer gewesen sein, und wirklich sinnvolle Dinge wie der innenverstellbare Außenspiegel oder die Türablagen wurden im CL auch nicht direkt zum Facelift Serie, sondern erst Jahre später.
Das Fließheck wurde in der Fertigung sicher teurer als bisher, die geklebte Heckscheibe, der Aufwand der zusätzlichen Heckleuchten und der serienmäßige Heckspoiler stellen natürlich einen höheren Aufwand dar, die standardmäßige Verwendung der teureren Santana-Innentürgriffe beim Passat GL ebenfalls. Die Einsparungen beim Fließheck wurden aber durch die Degradierung des Santana wohl mehr als aufgewogen, die kostengünstigere Ausstattung des Passat Stufenheck im Vergleich zum Santana habe ich auf meiner HP hinreichend dargestellt.
Daher ziehe ich das Fazit, daß neben dem natürlich vorhandenen Willen zur möglichst kostenneutralen Verbesserung beim Facelift definitiv schon damals auch viele Gelegenheiten zur Einsparung genutzt wurden.
Grütze!
Tilman
P.S.: Richtig teuer dürfte aber die Umstellung der Fünfzylindermodelle von Vergaser auf Einspritzer zum Modelljahr 1984 gewesen sein - aber das war ja vor dem Facelift.