Rostige Achskörper

Hier geht es um die Technik des Passat/Santana Typ 32/33 und 32B
bewo
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Rostige Achskörper

Beitrag von bewo »

hallo

beim letzten TÜV wurde als "Hinweis" angerosteter Achskörper notiert, so nach und nach schlägt der Rost aber auch an der Karosserie durch.

Da mein Passat im Sommer ständig unterwegs ist und den Winter auf der Straße verbringt,möchte ich zeitnah Achsen, Türecken, etc. vor dem Winter entrosten und mit Rostschutzfarbe versiegeln.

Daher meine Frage, ob ein Kombiprodukt wie bspw. "4in1 Metallschutzlack Rostschutz BEKATEQ" dafür geeignet ist oder ob da Rostumwandler, Grundierung und Lack einzeln aufgetragen werden müssen.-

gruß

bewo
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troublemaker
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Re: Rostige Achskörper

Beitrag von troublemaker »

Schau doch mal beim Korrosionsschutz Depot vorbei, die sollten die passenden Mittel haben und bei Bedarf beraten sie dich auch gerne.
Z28.310

Eve was here...
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WinfriedB
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Re: Rostige Achskörper

Beitrag von WinfriedB »

Von Rostumwandler halte ich nicht viel - außer Abstand, und den reichlich.
Was da stattfinden soll, ist eine chem. Reaktion von Phosphorsäure und Eisenhydroxid (Rost), bei der Eisenphosphat entstehen soll.
Das tut es auch. Bloß müssen bei einer chem Reaktion alle Beteiligten in bestimmten Mengenverhältnissen vorhanden sein, sonst wird entweder die Reaktion unvollständig (d.h. es bleibt Rost übrig) oder es bleiben Chemikalien übrig (in diesem Fall Phosphorsäure).
Wenn man es tatsächlich mal ausprobiert, sollte man an der schönen grauen Schicht, die dann entsteht, mal kratzen - und sich wahrscheinlich wundern.

Ähnlich viel halte ich von Zeugs, das alles kann (auf Reisen mit dem Passat nehm ich allerdings gern 5in1 Duschgel mit, spart Platz beim Gepäck).

Ich verwende seit Jahren Büchner Rost-Stopp. Das Zeug läßt sich auf grob abgebürsteten Rost auftragen (2x) und mit Lack nach Wahl überstreichen. Es wird von der Ackerschlepper-Fraktion viel verwendet. Ich hab es auch schon öfter verwendet und die damit gepinselten Teile zeigen nach Jahren keinen neuen Rostbefall. Einiges, was ich mal mit Baumarkt-Rostschutz beschichtet hab, fing nach wenigen Jahren wieder das Rosten an. Büchner Rost-Stopp ist auch im Vergleich zu all den vermeintlichen Wundermitteln eher preiswert (ca. 15EUR für 0,75l).

Die Türecken rosten leider hauptsächlich von innen, da ist mit äußerlicher Behandlung nicht viel zu machen. Oft hilft nur Einschweißen neuer Blechstücke, was bei den Türecken nicht so einfach ist (original wurden der Türrahmen und die Türhaut nur zusammengefalzt, nicht geschweißt) sowie Rostbeseitigung und neuer Hohlraumschutz von innen.
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paul_mh
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Re: Rostige Achskörper

Beitrag von paul_mh »

Hallo,

also um einen mehrschichtigen Aufbau kommt man normalerweise nicht herum, weil jede Schicht eine spezielle Funktion erfüllt:

Rostumwandler - Name ist Programm. Zu den Hinweisen von Winfried: Man muss dicken und losen Rost immer entfernen und nach der Reaktion überschüssiges Material abwaschen, das steht so in jeder Gebrauchsanweisung. Ich verwende Fertan, das Zeug ist extrem ergiebig. Davor Entfernung von Unterbodenschutz, Lack und Rost mittels rotierender Drahtbürste für die Flex, das geht sehr effektiv, ist aber auch nicht ganz ungefährlich (Dreck und Borsten fliegen überall durch die Gegend).

Grundierung - Ist die erste Schicht auf dem Metall und soll eine gute Haftung und Rostschutz bieten, für diesen Zweck sind oft Zusätze drinnen wie Zink. Grundierungen sind oft nicht vollständig "dicht" und schön aussehen tun sie auch nicht, daher nächste Schicht:

Lack - sorgt für eine wasserdichte Schicht und sieht gut aus

Unterbodenschutz - (UBS) schützt den Lack vor Steinschlägen, damit Wasser und Salz nicht durch eine kleine kaputte Stelle hinter die Lackierung rein kommen. Viele Varianten von UBS kann man auch überlackieren, dann ist die Reihenfolge Grundierung - UBS - Lack.

Wachs / Fett - ist nicht nur eine wasserdichte sondern eine wasserabweisende Schicht und gerade im Winterbetrieb mit Salz ist es aus meiner Erfahrung das einzige Mittel, wie man dauerhaft die rote Pest besiegen kann. In Hohlräumen großzügig mittels Hohlraumsonde applizieren und für Anwendung am Unterboden mische ich Korrosionsschutzfett mit schwarzem Bitumen-UBS und schmiere das dann im lauwarmen Zustand überall drauf, insbesondere auch für Ausbesserungen. Sobald an einer Stelle Fett ist, kann man keinen neuen Lack mehr drüber geben, das heißt es ist nur für nicht sichtbare Bereiche geeignet.

Also wie man sieht: Jede Schicht hat eine eigene Funktion und muss daher spezielle Eigenschaften haben. Wenn man Rost vollständig entfernt hat (z.b.: Sandstrahlen) kann man sich den Rostumwandler natürlich sparen. Und es gibt einige Lacke, die ohne Grundierung auskommen, die sind dann aber normalerweise optisch auch nicht besonders ansprechend. Zum Beispiel schwarzer LKW- Chassis- Lack

Beste Grüße,
Paul
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Re: Rostige Achskörper

Beitrag von Harryj19 »

Paul und Winfried beschreiben das Ganze schon sehr gut. Letztendlich liegt die Wahrheit wohl dazwischen. Der Kampf gegen Rost kann nicht gewonnen, er kann nur verzögert werden. Ordentlich machen heißt blitzblank schleifen (fast unmöglich), besser noch rausschneiden und ersetzen. Rostumwandler, Rostschutzgrundierung, Rostschutzfarbe usw sind mittlerweile auch eine Glaubensfrage. Du musst dir selber die Frage stellen wie viel Aufwand du treiben willst und welche Möglichkeiten hast du (Werkzeug, Platz, Zeit, Lust, Erfahrung, Hilfe, usw)? Wie soll das Ergebnis aussehen?

Paul: Die Drahtbürste auf dem Winkelschleifer kommt auch bei mir zum Einsatz. Brille, Handschuhe und Staubmaske sind Pflicht. Bevor man aber Fertan aufträgt sollte man unbedingt nochmal von Hand mit Schleifpapier über die bearbeiteten Stellen gehen. Die Bürste "schlägt" den losen Rost weg, verdichtet aber auch die darunter liegende Schicht. Hier kann Fertan dann nicht eindringen und wirken. Das ist mit ein Grund das viele dem Zeug nicht trauen.

MfG Harry
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paul_mh
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Re: Rostige Achskörper

Beitrag von paul_mh »

Hallo,

Harry da hast du natürlich Recht: die Drahtbürste hinterlässt eine "verschmierte", fast glänzende Schicht, die man anschleifen muss. Ich hab mir in der Zwischenzeit eine spezial-Bürste gekauft, die nicht "schmiert" sondern "schlägt" indem die Borsten kurz vor dem Auftreten aufs Metall an einem Metallstift vorbei müssen und dann mit Schwung aufs Metall drauf schlagen. Das soll ein ähnliches Ergebnis liefern wie sandstrahlen, hab es aber noch nicht ausprobiert. Das Teil heißt Monti MBX.

Nachtrag: bei 123lack.de gibt es den LKW-Lack, das ist Grundierung + Lack in einem, ergibt aber keine besonders schöne Oberfläche. Das was ich bei meinem Landy für Chassis und Fahrwerk verwendet habe ist "AK 231-50", habe grade gesehen das gibt es in diversen Farbtönen, zum Beispiel: https://www.123lack.de/farben-lacke/lac ... 24&f=79733

Aber wenn man einfach im Suchfeld nach einem Ral-code oder auch mit einem Farb-Namen sucht, dann findet man das auch! Also ich hab zum Beispiel "Marsrot A3A" gefunden für meinen Passat und gleich einen Liter bestellt.

Vermutlich können die das auch nach Wunsch-Farbton mischen wenn es da eine so große Auswahl gibt.

Beste Grüße,
Paul
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WinfriedB
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Re: Rostige Achskörper

Beitrag von WinfriedB »

Mag sein, daß Rostumwandler-Hersteller was von Abwaschen schreiben.

Abgesehen davon, daß das möglicherweise phosphorsäurehaltige Waschwassser dann problematisch wird, ist noch die Frage, inwieweit das Abwaschen gelingt.

Und nochmals der Hinweis, die schöne graue Schicht, die beim Rostumwandeln entsteht, mal gründlich ankratzen.

Richtig ist, daß man Rost nie vollständig stoppen kann. Mit der von mir genannten Grundierung ist das aber immerhin für lange Jahre möglich, auch ohne vollständige (oder vollständig erscheinende) Rostentfernung. Bei den Landmaschinenrestaurateuren hat sie einen guten Ruf, und ich habe selber seit langen Jahren damit gute Erfahrungen gemacht. Z.B. hab ich Scheibenwischerarme (ja, auch die rosten nach 30, 40 Jahren) mal mit Baumarkt-Rostschutz und schwarzem Lack gepinselt. Nach ca. 2 Jahren kam wieder Rost durch. Dann nochmal mit Büchner Rost-Stopp. Ich hab vergessen, wie lange das her ist, mindestens 5 Jahre. Seitdem kein neuer Rost mehr.

Es gibt ja auch so manches Forum, das sich mit Rostschutz beschäftigt. Da fühlt man sich schon manchmal an Glaubensfragen erinnert. Gemeinsam haben all die hochgejubelten Wundermittel, daß sie - im Gegensatz zu Büchner Rost-Stopp - recht teuer sind. Naja, und wenns teuer ist, MUSS es ja auch gut sein...

Für alle Karosserieteile, die von außen sichtbar sind, würde ich aber den Rat einer/s Fachkundigen einholen. Mit Amateurmitteln wird das häufig nix. Vorteil von unseren schönen Autos ist, daß an der Karosse etliche Sicken sind, die Teillackierung erlauben, z.B. kann man den unteren Teil der Türen bis zur Sicke lackieren, ohne daß man den Übergang sieht.

Wer es unbedingt selbst mit Dosenglück probieren will, wird vermutlich im Multona-Programm fündig, da gibt es dem Original sehr nahekommende Farbtöne.
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Re: Rostige Achskörper

Beitrag von Roman »

Beim Lackaufbau fehlt eine Schicht.
Der Lackaufbau ab Werk hat zwischen Grundierung und Lack noch eine Schicht Füller, denn die Grundierung ist nicht glatt genug für einen sauberen Lackaufbau, auch nicht nach dem Schleifen.

Und Rost lässt sich schon dauerhaft stoppen.
Denn rosten ist eine chemische Reaktion, bei der aus Eisen und Sauerstoff Eisenoxid (=Rost) wird.
Wenn man nun die Stelle entsprechend versiegelt, das kein Sauerstoff ans Blech kommt, dann rostet es auch nicht mehr, da der Reaktionspartner Sauerstoff fehlt.
Nach dem Prinzip funktioniert auch Schutzgasschweißen: Das Schutzgas hält den Luftsauerstoff von der Schweißstelle fern.

Grüße
Roman
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Re: Rostige Achskörper

Beitrag von paul_mh »

Hallo,

Ja natürlich, für schöne Lackierungen braucht man Füller und ggf. Spachtelmasse, das trägt aber nicht wirklich etwas zum Rostschutz bei - bzw. im Fall von normaler Spachtelmasse ist es sogar so, dass die porös ist und Wasser speichern kann, daher unbedingt ordentlich grundieren, dann erst Spachtelmasse und falls man dann wo aufs blanke Blech geschliffen hat, unbedingt nochmal Grundierung.

Bei "geschminkten Leichen" gibt es gekittete Bereiche mit gut aussehender Lackierung drüber, aber unter der Spachtelmasse breitet sich großzügig der Rost aus...

Thema "dauerhaft": wenn man durch regelmäßiges Ausbessern sicherstellt, dass eben eine schützende Schicht vorhanden ist, welche Wasser und Sauerstoff vom Blech fern hält, dann ist definitiv ein dauerhafter Rostschutz möglich. Und für die Fälle, wo man neue, noch nicht ausgebesserte Beschädigungen in der Beschichtung hat, helfen Grundierungen mit aktivem Rostschutz, typischerweise Zink: Das unedlere Metall "opfert" sich zuerst und damit bleibt das Eisen geschützt. Früher gab es auch Grundierungen mit Bleioxid-Zusatz, das funktionierte noch besser (Mennige bzw. Minium).

Güterwagen zum Beispiel haben eine Haltbarkeit von über 50 Jahren: es wird alle 6 Jahre bzw. bei Bedarf ausgebessert und dann funktioniert das! Güterwagen werden großteils aus gewöhnlichem Baustahl gebaut und sind nicht verzinkt! Sie sind dauerhaft der Witterung ausgesetzt und werden oft sehr grob behandelt. Vorteil ist jedoch, dass wir auf den Schienen im Winter kein Salz streuen ;)
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Re: Rostige Achskörper

Beitrag von bewo »

hallo Leute

vielen Dank für die vielschichtigen Antworten! Scheint ja wirklich nicht die eine Lösung zu geben.

Ich wollte aber nach Möglichkeit nicht schleifen, grundieren, lackieren,...und , und , und.... Ich will einfach nur, dass die Kiste im Winter nicht komplett verrostet und vielleicht noch den nächsten Winter überlebt.

Und weil ich mir für die Arbeiten eine Bühne in der Mietwerkstatt reservieren muss, wäre es natürlich schön, wenn ich das alles in einem Abwasch erledigen könnte.

gruß
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